Gehört ihr zu den Menschen, die zwar kein Haustier haben, aber dafür ein Kind, das genau deshalb in den Hungerstreik getreten ist? Seid ihr noch unentschlossen, ob ihr dem Wunsch nach einem Hamster oder einem Meerschweinchen nachgeben sollt? Schließlich hat – wie alles im Leben – auch die Haustiermedaille zwei Seiten, und zwar eine süße, putzige, kuschelige und eine stinkende, haarende, Arbeit und hohe Tierarztrechnungen verursachende. Falls es euch genau so geht, helfen euch meine Gedanken vielleicht bei eurer Entscheidung für oder gegen ein Haustier für eure Kinder.

Falls ihr euch schon gegen ein Haustier entschieden habt: Ganz unten habe ich Tipps für euch, wie ihr euren Kindern den sehnlichen Wunsch nach einem Tier erfüllen könnt, ohne dass ihr ein Haustier in eurem Haushalt aufnehmen müsst. Ich finde übrigens, „kein Haustier zu wollen“ muss man aussprechen und durchziehen dürfen, ohne sich gleich den Zorn der ganzen Gemeinde zuzuziehen.

Es gibt Menschen, die sind mit Tieren groß geworden und zu denen gehörte schon immer Hund, Katze oder Wellensittich. Sie werden diesen Satz in der Überschrift sicher niemals ausrufen, weil sie schon Haustiere haben. Es gibt aber auch Menschen, die haben es nicht so mit Haustieren und werden erst damit konfrontiert, wenn ihre Kinder sich welche wünschen. Mir jedenfalls ging es so. Und das obwohl ich Tiere liebe! Ich beobachte sie gern, ich richte ihnen Insektenhotels ein, ich spende regelmäßig bei BUND und WWF, ich habe schon so einige Igelkinder über den Winter gebracht und Vogelbabys gerettet. Nicht ganz so begeistert bin ich von Tieren in Käfigen. Hinzu kommt noch, dass einen Haustiere in der Reisefreiheit mächtig einschränken (das hatten wir doch schon mal, das wollen wir nicht wieder). Deshalb waren Haustiere eigentlich nie ein Thema für uns. Bis zu dem Tag, an dem die Kuscheltiere unseren Kindern nicht mehr genug waren.

Die daily Haustiersoap lief bei uns so ab:
Wir saßen nichtsahnend beim Abendessen und da wurde er auf den Tisch gepackt: Der in viele Tränen und flehende Blicke verpackte Herzenswunsch nach dem Haustier – oder besser nach vielen Haustieren. Die Große wollte uuuuuunbedingt Fische und eine Katze, die Kleine wünschte sich Mäuse. Kein Witz, genauso ist es gekommen. Am Ende lag die Katze immer auf dem Mäusekäfig. Auch auf dem Aquarium machte sie sich sehr gern breit. In beides guckte sie stundenlang hinein, wie in einen Fernseher. Rund um die Uhr Big Brother sozusagen. Wir haben ununterbrochen Käfige ausgemistet, Filter gereinigt, Berge von Futter gekauft, Tiergeburtstage gefeiert, Mäusebabys großgezogen, sind zu Tierärzten gerannt und wir mussten ein Tierbeerdigungsinstitut gründen. Fische und Mäuse haben naturgemäß kein allzu langes Leben, auch wenn sie die Katze nie erwischt hat. Den Totengräber musste der Papa geben, wir Mädels waren mit Weinen beschäftigt. Die Haustiere haben uns viele emotionale Achterbahnfahrten beschert. Unsere Kinder haben sie geliebt, wir Eltern haben sie manchmal verflucht. Hätten wir das mit den Haustieren also mal lieber lassen sollen? Nein! Ich bereue es keine Sekunde, dass Haustiere zu unserem Leben gehört haben. Und das nicht nur, weil sie mir natürlich ebenfalls ans Herz wuchsen. Durch sie konnten meine Töchter Verantwortung lernen und auch, dass es schreckliche Konsequenzen hat, wenn man sich nicht um hilfsbedürftige Wesen kümmert. Sie haben gelernt mit Trauer umzugehen und sie waren nicht allein mit den schwierigen Problemen, die man einem schwatzhaften Menschen einfach nicht anvertrauen kann. Ich glaube, dass sie heute mitfühlend und verantwortungsbewusst sind, hängt auch mit Penny, Karli, Zuckerle, Mäusezahn, Trudy und wie sie alle hießen zusammen. Ich finde Tiere unglaublich wichtig für die emotionale Entwicklung unserer Kinder. Diese Lektionen sollten wir ihnen einfach nicht vorenthalten. Haustiere lösen so viele Gefühle aus: Vertrauen, Liebe, Beschützerinstinkt!

Also auf in die nächste Zoohandlung? Nein! Nehmt euch Zeit für diese Entscheidung und trefft sie mit allen Familienmitgliedern, die bereit sind, sich mit zu kümmern und im Notfall einzuspringen. Ein Tier ist keine Topfpflanze, sondern ein neues Familienmitglied. Je nachdem wie alt euer Kind ist, müsst ihr euch im Klaren darüber sein, dass die meiste Arbeit und letztendlich die Verantwortung an euch hängen bleiben wird. Wenn euer Kind sich wochenlang weigert, sein Zimmer auszumisten, kann man das aussitzen. Bei einem Kaninchenkäfig sieht das schon anders aus. Wichtig ist auch herauszufinden, welches Tier zu eurem Kind passt. Es gibt zahlreiche Tests im Internet, mit deren Hilfe ihr das erkennen könnt.
Vielleicht habt ihr auch die Möglichkeit, eure Kinder erst einmal ausprobieren zu lassen, indem sie für eure verreisten Nachbarn oder in einem Tierheim die Pflege für ein Haustier übernehmen oder mit einem Hund Gassi gehen.

Und wenn ihr euch selbst aus einem bestimmten Grund strikt gegen ein Haustier entschieden habt oder entscheiden müsst? Auch dafür gibt es gute Lösungen, die eure Kinder glücklich machen und gut für ihre emotionale Entwicklung sind! Beobachtet mit euren Kindern Tiere in der Natur. Schaut dabei in die Ferne und in die Nähe: Legt euch ein Fernglas zu und eine Insektenlupe. Geht mit euren Kindern in den Wald, nehmt Vogelstimmen auf, versucht sie zu bestimmen und füttert im Winter Vögel. Oder aber beschafft euch Haustiere, die nur eine ganz kurze Zeit bei euch bleiben werden. Ihr könnt eine kleine Schnirkelschnecke fangen und sie für ein paar Tage in einem Glas bei euch wohnen lassen. Ihr könnt einen Regenwurm suchen und ihn beobachten. Oder lasst eure Kinder Schmetterlinge züchten. Auch solche Kurzzeit-Haustiere bereiten wunderbare und prägende Erlebnisse.
Und wenn ihr euch auch dazu nicht überwinden könnt? Dann lasst eure Kinder doch eine Pflanze als Haustier halten. Eine kleine Tomatenpflanze zum Beispiel, eine Mimose, die auf Berührungen reagiert, oder eine fleischfressende Pflanze.

Ich bin gespannt, wie und wofür ihr euch zusammen mit euren Kindern entscheidet!
Sicher ist wohl nur eins: Die Verantwortung für ein lebendiges Wesen ist eine große, wichtige und wunderschöne Aufgabe, die uns alle wachsen lässt!

Auch interessant

2 comments

Antworten

Guten Tag Frau Naumann, ich habe 2 Ihrer Geschichten oder wie auch immer man sie bezeichen möchte, gelesen und fand es sehr angenehm. Auch die Tipps sind sehr wertvoll. Sehr schön und erfahrungsreich formuliert.
WEITER SO!!

Liebe Grüße Anett Präger

Antworten

Vielen Dank für den netten Kommentar, liebe Anett, und liebe Grüße!

Leave a Reply to Anett Cancel Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Required fields are marked *